VENUS UND MARS – ein interaktives Buch von Henning Krautmacher und Oliver Gritz zum mitmachen!

Lesen ist der Schlüssel zur Bildung – und zum Lesen gehört das Schreiben!
Und so ist die Idee entstanden, einen interaktiven Roman zu schreiben, in dem IHR bestimmt, wie es weitergeht.
Macht also mit und werdet Teil dieses einmaligen Projektes, dessen nächster Schritt im März 2026 auf der lit.COLOGNE vorgestellt wird.

Auf DICH kommt’s an!

DIE IDEE – ein Buch zu Schreiben, wo DU mitbestimmst, wie es weitergeht!

Lesemotivation duch selber Schreiben. Das ist die Idee von Henning Krautmacher und Oliver Gritz.

Dazu haben die Beiden vorgelegt und die ersten neun Kapitel des Romans „VENUS UND MARS – geh‘ Deinen Weg!“ geschrieben, die ihr hier lesen, anhören oder auch herunterladen könnt.
Doch damit soll jetzt nicht Schluss sein – und hier seid ihr jetzt dran: Schreibt den Beiden, wie es weitergehen soll!
Sie sind auf eure Ideen gespannt und können es kaum abwarten, den Roman mit euch weiterzuentwickeln.

DAS BUCH – die ersten neun Kapitel

„Hoher Erwartungsdruck für die Geschwister Venus und Mars: Ihre Eltern verlangen ein Einser-Abi und steile akademische Karrieren. Doch die beiden haben andere Pläne und wagen sich auf neue Wege. Unterstützung finden sie in Karim, der als Jugendlicher aus Syrien nach Deutschland kam und sich hier eine erfolgreiche Existenz aufgebaut hat. Venus und Mars finden ihre Erfüllung darin, sich selbst und andere glücklich zu machen.“

Eine Geschichte mit der Erkenntnis, dass wahre Stärke darin besteht, sich selbst treu zu bleiben und für andere da zu sein!

Aber lest selbst…

Die Zwillings-Geschwister Venus und Mars kamen in einer kühlen Herbstnacht zur Welt. Die Sterne funkelten klar am Himmel, als der kleine Mars, fünf Minuten vor seiner Schwester Venus, das Licht der Welt erblickte. Schon von Anfang an schien Mars diese Welt mit wachsamem Blick zu betrachten, während Venus sich sanft und ruhig in die Arme ihrer Mutter kuschelte. Ihre Eltern, Dr. Michael Schneider, ein angesehener Internist mit eigener Praxis, und Evelin Schneider, die einst Radiologin war, bevor sie beschloss, ihr Leben ihren beiden Kindern zu widmen, fühlten sich gesegnet. Sie nannten ihre Zwillinge Venus und Mars – Namen, die schon bald ihre Gegensätze und ihre besonderen Bindungen zueinander widerspiegeln sollten.

Die Kindheit der beiden war erfüllt von Wärme und Geborgenheit. Sie wuchsen in einem großen Haus am Rande eines kleinen Städtchens auf, umgeben von einem weitläufigen Garten, in dem das satte Grün und die bunten Blumen im Sommer ihre Fantasie beflügelten. Die Zwillinge waren oft wie zwei Teile eines Ganzen, ständig zusammen, immer neugierig, immer wild entschlossen, die Welt zu entdecken.

Doch kurz vor ihrer Einschulung, als die Vorfreude auf die Schule für die beiden beinahe greifbar war, schlug das Schicksal unerwartet zu: Mars erkrankte schwer. Was zunächst wie eine harmlose Erkältung wirkte, entpuppte sich als Pfeiffersches Drüsenfieber, eine heimtückische Krankheit, die ihn über Jahre hinweg lähmen sollte. Während Venus jeden Morgen aufgeregt ihre Schultasche packte und mit strahlenden Augen das Haus verließ, lag Mars oft mit hohem Fieber und brennenden Halsschmerzen im Bett. Seine Kräfte schwanden, er war schwach, und die Tage zogen für ihn endlos dahin.

Für Venus, die sich auf das Lernen stürzte wie eine Biene auf Blütennektar, war die Schule ein Paradies. Sie sog das Alphabet in sich auf, als wäre es ein Geheimcode, den nur sie knacken konnte, und bald begann sie, ihre ersten Bücher zu lesen. Es dauerte nicht lange, bis sie im zweiten Schuljahr ihre eigenen Geschichten schrieb. Sie malte Bilder mit Worten – Bilder von fernen Ländern, ausgedachten Abenteuern und märchenhaften Wesen, die sie in langen Aufsätzen lebendig werden ließ. Doch jedes Mal, wenn sie nach Hause kam, widmete sie ihre Zuwendung ausschließlich ihrem Bruder Mars, der daheim auf sie wartete und dem sie all ihr Wissen eines Tages weitergeben wollte. “Eines Tages,” versprach sie sich selbst, “eines Tages werde ich ihm alles beibringen, was ich weiß.”

Mars jedoch, so sehr er sich anfangs auch bemüht hatte, kam nicht über den Schatten seiner Krankheit hinweg. Die Zeit, die er allein und krank verbrachte, hatte eine tiefe Kluft zwischen ihm und den anderen Kindern gezogen. Als er schließlich wieder gesund genug war, die Schule zu besuchen, stellte er fest, dass die anderen längst lesen und schreiben konnten. Seine Zwillings-Schwester Venus, seine engste Verbündete, war ihm nun meilenweit voraus, was das Lernen betraf. Die Klassenkameraden wirkten wie in einer fremden Welt, eine Welt, in die Mars nicht passte. Er zog sich immer mehr zurück, fand wenig Freude an Buchstaben und Zahlen und suchte stattdessen Zuflucht in den Dingen, die er um sich herum beobachten konnte.

Die Natur wurde zu Mars’ stillem Lehrer. Während andere Kinder nach der Schule Fußball spielten oder zu Hausaufgaben gedrängt wurden, zog er sich in den Garten zurück, setzte sich stundenlang ins Gras und beobachtete die winzigen Wunder des Lebens um ihn herum. Er entdeckte ein

Meisenpaar, das unermüdlich Zweige und Gräser für den Nestbau sammelte, sah, wie sie ihre Küken aufopferungsvoll fütterten und großzogen. Er verfolgte jeden Weg eines Eichhörnchens, das flink über die Äste der alten Trauerweide in ihrem Garten huschte und seine Vorräte für den Winter versteckte.

Eines Nachmittags, nachdem sein Vater den Rasenmäher-Roboter gestartet hatte, stürmte Mars wütend ins Haus. „Du verstehst das nicht, Papa!“ rief er, die Augen funkelnd vor Sorge. „Da lebt ein Igel in der Hecke! Die Klingen könnten ihn verletzen!“ Sein Vater, der Mars’ Liebe zur Natur wohlwollend beobachtet hatte, verstand ihn und versprach, vorsichtiger zu sein. Doch er merkte auch, dass Mars eine andere Art des Lernens brauchte, und beschloss, ihm ein Geschenk zu machen, das ihn tiefer in seine Leidenschaft einführen würde.

Zu Mars’ zehntem Geburtstag überreichte ihm sein Vater eine Spiegelreflexkamera. Die Freude in Mars’ Augen war unvergleichlich. Er spürte, dass er nun die flüchtigen Momente der Natur, die ihn so faszinierten, festhalten konnte. Doch um die Kamera zu beherrschen, musste Mars die Bedienungsanleitung lesen – und das war keine leichte Aufgabe. Die vielen Funktionen und Einstellungen machten ihn neugierig und forderten ihn heraus. Bald nahm er das Handbuch immer wieder zur Hand, las – noch mühevoll – jeden Abschnitt genau und studierte die technischen Begriffe. Plötzlich ergab das Lesen einen Sinn, der ihn anzog und faszinierte.

Nach einigen Wochen begann Mars, nicht nur die Anleitung, sondern auch andere Bücher über Fotografie und die Tierwelt zu verschlingen. Er las über Licht und Schatten, über Blende und Belichtungszeit, über Vögel, Bäume und den Wandel der Jahreszeiten. Seine Schwester Venus, die ihm anfangs mit Rat und Tat zur Seite stand, erkannte bald stolz, dass Mars einen neuen Weg gefunden hatte, um zu lernen. So wurde auch er zur Leseratte, tauchte in die Welt der Bücher ein und verband seine Liebe zur Natur mit der neu entdeckten Freude am Wissen.

Mit der Kamera in der Hand und einem Herzen voller Begeisterung war Mars nun bereit, die Welt nicht nur durch den Sucher seiner Kamera, sondern auch durch die Seiten der Bücher zu erkunden. Venus und Mars, die einst im Zwiespalt standen, fanden einen neuen Weg zueinander. In ihren Augen lag nun die Gewissheit, dass beide ihre ganz eigenen Welten entdeckt hatten – doch in diesen Welten hatten sie stets den gleichen, unsichtbaren Faden, der sie verband: die Liebe zur Entdeckung, zur Fantasie und zur Kraft des Wissens. Intuitiv fühlten beide, dass sie den Einstieg in IHRE Welt gefunden hatten. Es hatte sich IHR Weg aufgetan, der sie an ihr persönliches Ziel führen sollte, nämlich die größtmögliche Form ihrer individuellen Kompetenz. Motivation durch Interesse. Begeisterung durch Erfolgserlebnisse. Zufriedenheit durch das Erreichen der eigenen Bestleistung und Bewunderung ihrer Wegbegleiter.

Der Druck im Hause Schneider war allgegenwärtig, wie eine schwere Decke, die sich über jeden Raum legte. Michael Schneider, selbst erfolgreicher Arzt und Sohn eines Arztes, kannte nur einen Weg zum Erfolg: Ein Einser-Abitur, gefolgt von einem Medizinstudium, das in einem Doktortitel mündete. Alles andere war für ihn undenkbar. Seine Kinder, Mars und Venus, sollten diesen Weg gehen, koste es, was es wolle.

Mars’ Leidenschaft für die Fotografie wurde mehr und mehr zum Problem, je näher der Zeitpunkt kam, sich auf’s Abitur vorzubereiten. Er liebte es, Momente einzufangen, Geschichten in Bildern zu erzählen und stundenlang Videos zu schneiden. Doch dieser künstlerische Drang kostete Zeit, die ihm schließlich für das „Büffeln“ von Formeln, Gleichungen, Latein, und Geschichte fehlte und das durfte er vor seinem Vater nicht offen zugeben. Michael schätzte das „Hobby“ seines Erstgeborenen – aber nicht auf Kosten der schulischen Leistungen. Für ihn zählte nur das bevorstehende Medizinstudium.

„Du wirst Arzt, genau wie ich und dein Großvater“, sagte Michael oft zu Mars, als wäre es ein unantastbares Gesetz. Mars nickte dann immer stumm, obwohl er innerlich rebellierte. Doch die Kraft, sich gegen seinen Vater zu stellen, fehlte ihm. Der Druck, den Erwartungen gerecht zu werden, wurde unerträglich.

Als Ausweg begann Mars, sich heimlich an den sogenannten Notfallboxen, die sein Vater in einer Vitrine in seinem Arbeitszimmer aufbewahrte zu bedienen. Dr. Michael Schneider war nämlich – neben seiner Tätigkeit in seiner Praxis auch Palliativ – Arzt. Das bedeutete, dass er bei schweren Erkrankungsfällen von Patienten, die beispielsweise durch eine unheilbare Krebserkrankung nur noch Symptomlindernd betreut werden konnten – jedoch nicht in einem Krankenhaus, auf einer Palliativstation, oder in einem Hospiz untergebracht waren, sondern Zuhause, eine „Spezialisierte Ambulante Palliativ Versorgung“, kurz SAVP, übernahm. Gemeinsam mit einem Team von ausgebildeten Krankenpflegekräften stand er damit den betroffenen Patienten – und natürlich deren Angehörigen – rund um die Uhr zur Verfügung. Erst seit dem Jahr 2007 ist diese Form der Palliativversorgung eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Sie soll dabei helfen, den schwer kranken Menschen ein menschenwürdiges Leben bis zum Tod in ihrer vertrauten häuslichen Umgebung und bei ihren Angehörigen zu ermöglichen. Manchmal ist es dabei auch erforderlich, spezielle, schmerzlindernde Meikamente zu verabreichen. Dazu gehören neben den Schmerzmitteln auch Beruhigungsmittel, Schlafmittel wie Dormicum und sogar Morphine. Auch die in letzter Zeit immer bekannter gewordene Modedroge „Fentanyl“ gehört zu der Ausstattung der Notfallbox. Und genau hier hatte Mars zugegriffen. Anfänglich waren es nur seine Schlafstörungen, die er mit Dormicum in den Griff bekommen wollte. Schon bald aber versucht er es mit dem angeblichen Wundermittel Fentanyl.

Mit nur einer von diesen Tabletten, die er langsam in einer Seitentasche im Mund zergehen ließ, hörten die unerträglichen Bauchschmerzen, die ihn schon so lange peinigten, einfach auf. Zuerst war es nur eine Pille pro Tag – 100 Mikrogramm – aber es wurde mit der Zeit mehr, sodass der Griff in die Notfallboxen nicht mehr ausreichte um seinen „Bedarf“ zu befriedigen. Außerdem lief er Gefahr, dass sein Vater irgendwann bemerken würde, dass in den Boxen einzelne Medikamentpackungen angebrochen waren oder sogar ganz fehlten.

Es musste eine andere Beschaffungsweise her. Also besorgte Mars sich einige der Rezeptblöcke seines Vaters, stempelte die einzelnen Rezepte mit dem amtlichen Stempel und fälschte die Unterschrift seines Vaters. Das war nicht sonderlich schwer, Dr. Michael Schneider hatte sich nämlich eine Signatur angeeignet, in der er den Doktortitel einfach weg ließ, den Bezug zum Medizinstudium dennoch deutlich machte. Der Großbuchstabe „S“ – mit schnellem Schwung und einer Schlange ähnlich zu Papier gebracht, um den Buchstaben dann anschließend mit einer senkrechten Linie zu versehen, die sich wie ein Stab durch das „S“ zieht. Nicht zufällig sollte diese Form der Unterschrift an das berühmte „Äskulap-Zeichen“ erinnern. Auf seinem Auto hatte Dr.Schneider eben dieses Zeichen in rot auf weißem Grund – und dem Hinweis „Arzt“.

Mars verschrieb sich nun also die gefährliche Droge selber. Sie betäubte nicht nur seine vermeintlichen Bauchschmerzen sondern auch seine Angst und seine Frustration, die er täglich spürte. Doch das Fentanyl nahm ihm mehr, als es ihm gab – es zog ihn immer tiefer in eine Abhängigkeit, die ihn verwahrlosen ließ. Seine schulischen Leistungen verschlechterten sich rapide, und er verlor jegliche Lebensfreude.

Venus, die ihren Bruder abgöttisch liebte, litt mit ihm. Sie sah, wie er immer weiter abrutschte, wie der einst so lebensfrohe Mars zu einem Schatten seiner selbst wurde. Auch sie verspürte einen tiefen Drang, ihren eigenen Weg zu gehen – sie wollte schreiben, Geschichten erzählen, Menschen mit Worten berühren. Doch sie fühlte sich genauso gefangen wie Mars.

„Medizin ist das einzig Vernünftige“, wiederholte ihr Vater auch ihr gegenüber, als wäre das Studium eine Art Heilsbringer. Doch für Venus fühlte es sich wie ein Gefängnis an, ein Gefängnis, aus dem sie keinen Ausweg fand. Ihre Noten sanken, sie verlor die Orientierung, und wie Mars, verlor sie den Glauben an eine Zukunft, die nicht von ihrem Vater bestimmt war.

Mars kämpfte sich durch die letzten Schuljahre, doch seine Abhängigkeit von Fentanyl ließ ihn immer weiter abstürzen. Als er schließlich sein Abitur mit einem Schnitt von 3,4 abschloss, war ein Medizinstudium unmöglich geworden. Doch das war nicht das Schlimmste.

Eines Abends entdeckte Michael, dass Mars die Rezepte gefälscht hatte. Der sonst so kontrollierte und strenge Vater war außer sich vor Wut. „Wie konntest du das tun?“, schrie er. „Du hast nicht nur dein eigenes Leben ruiniert, sondern auch das Vertrauen deiner Familie zerstört!“

Mars konnte den Zorn seines Vaters kaum ertragen. „Ich… ich wollte nur…“ Er brach ab, unfähig, die richtigen Worte zu finden. In seinem Kopf hämmerte nur ein Gedanke: Flucht. Er konnte nicht länger in diesem Haus bleiben.

Am nächsten Morgen war Mars verschwunden. Mit nichts außer einem kleinen Rucksack und seiner Kamera verließ er das Elternhaus und lebte fortan auf der Straße. Er hatte keinen Plan, keine Perspektive – nur das nagende Gefühl, versagt zu haben.

Venus war am Boden zerstört. Sie traf sich weiterhin heimlich mit Mars, suchte nach einem Weg, ihm zu helfen, aber auch sie fühlte sich verloren. Jeder Tag ohne ihren Bruder im Haus verstärkte die Kluft zwischen ihr und ihren Eltern. Sie war hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu ihrem Bruder und der Loyalität gegenüber ihren Eltern.

Eines Abends, als Venus sich wieder einmal heimlich mit Mars traf, liefen sie durch die dunklen Straßen der Stadt. Mars war blass, abgemagert, und seine Hände zitterten vor Entzug. Venus wusste, dass er dringend Hilfe brauchte, aber sie wusste nicht, wie sie ihm helfen konnte.

In einer Seitengasse sahen sie ein kleines Fitnessstudio, vor dem ein junger Mann stand, der Flyer verteilte. Er hatte dunkles Haar, eine markante Erscheinung und eine Ausstrahlung, die sofort Vertrauen erweckte. Als sie näherkamen, bot er ihnen freundlich einen Flyer an. „Hey, ihr zwei. Ihr seht aus, als könntet ihr einen Ort gebrauchen, an dem ihr Kraft tanken könnt.“

Mars und Venus nahmen den Flyer, doch es war weniger der Text, der sie anzog, als die Person vor ihnen. „Ich bin Karim“, stellte er sich vor. „Ich leite das Fitnessstudio und arbeite auch als Streetworker. Ihr seht aus, als hättet ihr eine schwere Zeit hinter euch.“

Venus nickte zögerlich, während Mars stumm blieb. Karim bemerkte die Zerrissenheit in ihren Augen und lud sie ein, mit ihm mitzukommen, auf einen Kaffee oder ne Cola.

In einem nahegelegenen Café erzählte Karim seine Geschichte. „Ich bin vor zehn Jahren aus Syrien geflohen“, begann er. „Meine Eltern wurden bei einem Bombenanschlag getötet, und ich hatte keine andere Wahl, als zu fliehen. Ich kam mit einem Schlauchboot über das Mittelmeer nach Europa. Wir waren zu viele, das Boot zu klein, und dann kam der Sturm.“

Mars hob den Kopf, seine Augen voller Neugier. „Wie hast du das überlebt?“, fragte er leise.

Karim lächelte schwach. „Ich wusste, dass es nicht reichen würde, einfach klug zu sein. In solchen Momenten brauchst du mehr – Entschlossenheit, Mut und die Fähigkeit, auch unter extremem Druck klar zu denken. Ich musste nicht nur mich selbst retten, sondern auch andere beruhigen und ihnen Hoffnung geben. Das war meine erste Lektion in echter Verantwortung.“

Venus hörte aufmerksam zu, während Mars in Gedanken versank. Karim fuhr fort: „Als ich in Deutschland ankam, hatte ich nichts außer meinem Willen, etwas aus mir zu machen. Ich wusste, dass ich mir alles, was ich brauchte, selbst aneignen musste. Sprache, Wissen, Fähigkeiten – ich lernte, weil ich musste. Und heute habe ich zwei Fitnessstudios und ein erfolgreiches Coaching-Business. Aber es ging nie um Geld oder Ruhm. Es ging immer darum, meinen Traum zu leben und anderen zu helfen, ihre Träume zu verwirklichen.“

Karims Geschichte berührte Mars tief. In den folgenden Tagen trafen sie sich häufiger, und Karim begann, Mars und Venus zu coachen, nicht nur körperlich, sondern auch mental. „Mars, was ist dein Traum?“, fragte er eines Tages, während sie im Fitnessstudio trainierten.

Mars zögerte, aber schließlich brach er sein Schweigen. „Ich… ich liebe es zu fotografieren. Videos zu machen. Aber das interessiert meinen Vater nicht. Für ihn zählt nur die Medizin.“

Karim nickte verständnisvoll. „Dein Vater lebt in seiner Welt, Mars. Aber das bedeutet nicht, dass du in seiner Welt leben musst. Wenn Fotografie deine Leidenschaft ist, dann folge ihr. Träume groß, aber fang klein an. Setze dir Ziele, die erreichbar sind, und arbeite jeden Tag daran.“

Mars spürte, wie eine Last von ihm abfiel. „Ich möchte Natur- und Tierfilmer werden“, sagte er schließlich, das erste Mal, dass er diesen Traum laut aussprach.

„Dann lass uns daran arbeiten“, ermutigte Karim ihn. „Aber zuerst musst du dich von deiner Sucht befreien. Du brauchst Klarheit, Mars. Das wird dein erster großer Schritt sein.“

Unter Karims Anleitung begann Mars, sich seiner Sucht zu stellen. Es war ein harter Kampf, aber Karim unterstützte ihn, half ihm, durch die dunkelsten Stunden zu kommen, und zeigte ihm, wie er seine Energie in die Fotografie lenken konnte.

Auch Venus fand durch die Gespräche mit Karim den Mut, sich ihren literarischen Neigungen zu öffnen. „Ich habe immer davon geträumt, zu schreiben“, gestand sie Karim. „Ich möchte Texte schreiben, die meinen Bruder bei seiner Arbeit als Filmemacher unterstützen.“

Karim lächelte. „Das ist eine wunderbare Idee, Venus. Ihr beide könnt zusammenarbeiten und etwas Einzigartiges schaffen. Aber auch du musst anfangen, an dich zu glauben und deine Träume in die Tat umzusetzen.“

Mars und Venus begannen, ihre Träume in die Realität umzusetzen. Mars nahm seine Kamera und begann, die Natur zu filmen, auch wenn es nur kleine Projekte waren. Er wusste, dass der Weg lang und steinig sein würde, aber er fühlte sich endlich frei, den Pfad zu gehen, der ihm wirklich entsprach.

Venus schrieb die Texte zu Mars‘ Filmen, ihre Worte ergänzten die Bilder auf eine Weise, die beide tief erfüllte. Gemeinsam begannen sie, ihre Werke in kleinen Kreisen zu präsentieren, und die Resonanz war überwältigend.

Mars kämpfte weiterhin mit seiner Sucht, doch er fand Kraft in seiner Leidenschaft und der Unterstützung durch Karim und Venus. Schritt für Schritt befreite er sich von den Fesseln, die ihn so lange gehalten hatten, und machte sich auf den Weg, ein Leben nach seinen eigenen Vorstellungen zu gestalten.

Das Band zwischen den Geschwistern wurde durch diese Erfahrungen noch stärker. Sie wussten, dass sie nicht den Weg gegangen waren, den ihre Eltern für sie vorgesehen hatten, aber sie hatten ihren eigenen Weg gefunden. Einen Weg, der sie nicht nur glücklich machte, sondern auch in die Lage versetzte, ihre Träume zu verwirklichen.

Die beiden hatten gelernt, dass das Leben nicht darin besteht, den Erwartungen anderer zu entsprechen, sondern den Mut zu haben, seinen eigenen Weg zu gehen. Durch die Begegnung mit Karim und die Lehren aus seiner Geschichte hatten sie die Kraft gefunden, ihre eigenen Träume zu verfolgen – Träume, die tief in ihnen schlummerten und nun endlich zum Leben erwachten.

Mit jedem Schritt, den sie auf ihrem neuen Weg machten, wussten sie, dass sie auf dem richtigen Pfad waren. Der erste Schritt war die Überwindung von Mars‘ Drogensucht, doch er würde nicht der letzte sein. Zusammen würden sie die Welt mit ihren Geschichten und Bildern bereichern und zeigen, dass wahre Stärke darin besteht, sich selbst treu zu bleiben.

„Venus!“ – Mars berührt seine Schwester vorsichtig an ihrer Schulter, während er ihren Namen murmelte. Die beiden kamen gerade wieder einmal von einem Treffen mit Karim. Kurz bevor Venus abbiegen mußte, um nach Hause zu gelangen und Mars die Abzweigung zu seiner aktuellen Unterkunft nehmen wollte. Er lebte inzwischen in einem winzigen Zimmer in einer Studenten-WG. Bezeichnenderweise eine Wohngemeinschaft von drei Medizin-Studenten, die ihn dort für hundert Euro pro Monat mit beherbergten. Für diesen „Sonderpreis“ musste Mars allerdings auch eine Reihe der „niederen Arbeiten“ erledigen. Dazu gehörten das regelmäßige Putzen und Wischen des Treppenhauses, Müll rausbringen, Fensterputzen, Wäsche waschen und -bügeln und hier und da erfoderliche Reparaturarbeiten. Die Herren Studenten hatten dazu keine Zeit und fühlten sich mit der „Symbiose Mars and Stars“ auch noch als echte Wohltäter.

Kurz bevor sich also die Wege der Zwillinge für diesen Tag trennen sollten, wollte er ihr noch einen Gedanken mitteilen, der sich in den zurückliegenden Tagen immer mehr in ihm vertieft hatte.

„Venus!“ – Seine Stimme wurde ernst. „Venus – warte mal einen Augenblick! Bitte!“, schob er entschuldigend hinterher. „Ich habe eine Entscheidung getroffen!“

Venus blieb abrupt stehen und drehte sich zu ihrem Bruder um. Der Klang seiner Stimme war es, der sie so erschrecken ließ. Der ernste Gesichtsausdruck von Mars, den sie jetzt erblickte, bestätigte ihr Gefühl, dass in der Folge eine einschneidende Veränderung ihrer beider Lebenssituation eintreten könnte.

Mars wusste, dass das, was er Venus gleich sagen würde, ihr den Boden unter den Füßen wegreißen werde. Deshalb wagte er nicht, sie anzuschauen, während er sich sammelte, um seine Pläne endlich loszuwerden.

„Ich – eh – ich“ -, begann er zu stammeln, „ich glaube, dass ich dich für eine Weile verlassen muß – um…“, weiter kam er nicht. „Auf gar keinen Fall!“ – platzte es aus Venus heraus, ohne zu wissen, was ihr Bruder da überhaupt erklären wollte. „Wir bleiben zusammen! Und wenn das HIER – deiner Meinung nach – nicht geht, dann komme ich eben mit dir mit!“ – dabei schossen ihr unweigerlich Tränen in die Augen.. „Ohne mich bist du aufgeschmissen!“, rief sie aufgeregt, und fügte schnell hinzu: „ich meine natürlich, dass wir beide doch unsere Probleme IMMER gemeinsam gelöst haben! Mars! Ich flehe dich an! Wir sind Zwillinge! – Lass mich nicht allein!

Das machte es für Mars natürlich nicht einfacher – aber er war fest entschlossen seinen Traum endlich in die Tat umzusetzen. Er wollte Venus nicht von seinen Plänen ausschließen – aber für den Anfang war es – seiner Meinung nach – nicht anders möglich, als seine ersten Schritte alleine zu gehen.

„Ich will nach Kanada!“ – kam er somit gleich auf den Punkt. „Im. Netz habe ich erfaren, dass es in einem kleinen Kaff an der Hudson Bay einen Mann gibt, ein Deutscher, der dort lebt und der die Natur dort – und allem voran die Polar-Bären, die Eisbären studiert. Ich habe sensationelle Fotos gesehen.“ – langsam hob sich sein Kopf und Mars schaute seiner Schwester in die Augen. „Hast du schon mal was von „Churchill“ gehört?

Venus gab sich verunsichert. Was sollte das jetzt? „Natürlich kenne ich Churchill! – entgegnete sie, um dann selbstbewußt fortzufahfen: „Winston Churchill – SIR Winston Churchill, einer der bedeutendsten britischen Staatsmänner des 20. Jahrhunderts. Er war zweimal englischer Premierminister von 1940-1945 sowie von 1951-1955 und führte Großbritannien durch den Zweiten Weltkrieg . Es gibt zahlreiche, kluge Zitate von ihm, wie zum Beispiel: Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen!

Oder: Gib niemals auf, gib niemals auf, niemals, niemals, niemals, niemals. – in Nichts, weder in großem noch in kleinem, bedeutendem noch in unbedeutendem Maße – gib niemals auf, außer aus Überzeugungen der Ehre und des gesunden Menschenverstands“. – Venus ereiferte sich regelrecht, während sie mit ihren überdurchschnittlichen Geschichtskenntnissen und Zitaten prahlte.

„Nein“, erwiderte Mars beschwichtigend, „ich meine nicht den berühmten Politiker. Und wenn es ein Zitat von ihm gibt, dass für mich und meine Pläne gilt, dann das hier. Er hat mal gesagt: Ich gehe meine Aufgabe mit Schwung und Hoffnung an! Ich bin sicher, dass meine Sache unter den Menschen nicht scheitern wird!“ Erwartungsvoll trat er einen Schritt näher an seine Schwester heran. „Ich HABE eine Aufgabe! Das weiß ich jetzt. Ich HABE Pläne, die ich umsetzen möchte und ich glaube daran, dass die Ergebnisse daraus für andere von Nutzen sein werden! Ich reise nach Churchill, einem winzigen Ort an der Hudson Bay. Ich werde dort Den Forscher und Wissenschaftler Matthias Breiter treffen und ich will die dort lebenden Eisbären fotografieren und filmen!,“ so – jetzt war es endlich raus.

Wie das Vorhaben gelingen sollte – und vor allen Dingen wie es zu finanzieren war – darüber hatte er sich noch kaum Gedanken gemacht. Und deshalb endete er seinen Redeschwall auch mit den Worten: „Wo ein Wille ist – da ist auch ein Weg“, um noch leise hinzuzufügen: „und das ist ausgerechnet mal KEIN Churchill-Zitat.“

Venus versuchte Zeit zu gewinnen. Ihr Vorschlag, „Bitte lass uns noch mal in Ruhe über alles schlafen!“, war der Versuch, ihren Bruder vielleicht doch davon überzeugen zu können, dass seine persönliche Erfüllung nicht zwingend in tausenden Kilometern Entfernung, in der Wildnis und auf einem anderen Kontinent zu suchen sein muß.

Nachdenklich gingen beide ihres Weges. Venus beschäftigte der Gedanke, wie ihr Bruder seine abenteuerlichen Pläne finanziell bewältigen wollte. In den zurückliegenden Monaten hatte sie ihm immer wieder mal mit zwanzig oder sogar fünfzig Euro aushelfen können. Die paar Kröten, die er als Aushilfskellner in der Studentenkneipe, nahe der TH, ab und zu verdiente, reichten gerade für das Nötigste. Wie sollte er über den „großen Teich“ kommen? Diese „romantische Nummer“ aus früheren Zeiten, konnte doch nicht allen Ernstes in seinem Kopf sein. Als „Bordjunge“ anzuheuern, auf irgend so einem Container-Frachtschiff oder einem Öl-Tanker, erschien ihr wirklich absurd. Das würde ja wohl nicht mal einem mittelmäßigen Drehbuchautor für so eine Familien-Saga, die dann auf „Romance-TV“ ausgestrahlt wird einfallen.

Ihre Eltern würden Mars Pläne definitiv NICHT unterstützen. Nicht einmal ihre Mutter, die in den zurückliegenden Wochen wenigsten in Ansätzen versucht hatte, eine kleine Brücke – im Vater-Sohn-Verhältnis – zu bauen. Vergeblich! Michael Schneider war- und blieb bei seiner Einstellung: „Irgendwann wird „der Herr Sohn“, wie er Mars in Konfliktsituationen gerne nannte, „irgendwann, wird er schon angekrochen kommen!“

In Venus machte sich die Angst breit, dass ihr Bruder möglicherweise auch bereit wäre ein „krummes Ding“ zu drehen, um an das notwendige Reisekapital zu gelangen. Schock-geführt , machte sie kurz vor ihrem Elternhaus kehrt, um noch einmal zu Karim zurückzukehren. Sie brauchte jetzt jemanden, mit dem sie gemeinsam darüber nachdenken konnte, was jetzt das Beste wäre.

Sie traf Karim, als er gerade sein „Gym“ abschließen- und ebenfalls nach Hause wollte. Mit großem Erstaunen hörte er sich an, was Venus ihm aufgeregt und in kurzen knappen Worten erklärte.

Seine Reaktion erschien ihr äußerst fragwürdig – aber er war so bestimmend, dass sie es nicht wagte zu widersprechen, als er sie aufforderte: „Geh jetzt nach Hause Venus! Sorge dich nicht! Wir treffen uns morgen Mittag – punkt zwölf – hier bei mir, im Club. In meinem Büro. Dann habe ich eine Lösung!“

Karim Al-Khatib war gerade 17 Jahre alt, als sein Leben damals von einem Moment auf den anderen zerbrach. Es war ein Samstagmorgen im Oktober 2013 in Damaskus, als eine Autobombe in der Nähe des Marktes explodierte – genau dort, wo seine Eltern ihren kleinen Lebensmittelladen betrieben. Die Detonation war so stark, dass Karim sie noch in der Wohnung spürte, die auf der gegenüberliegenden Seite des Geschäftsviertels lag.. Panik erfüllte ihn, als er aus dem Fenster die aufsteigende Rauchwolke sah. Er rannte los, seine Hände zitterten, sein Herz pochte. Doch als er den Food-Market erreichte, war alles zerstört. Die Straßen waren mit Trümmern bedeckt, Menschen schrien, und als er selber nach seinen Eltern zu schreien begann, hielten ihn die umstehenden Menschen davon zurück, den zerstörten Laden zu betreten. Sie wollten Karim beschützen, denn seine Mutter und sein Vater hatten die Greueltat mit dem Leben bezahlt.

Nach dem Begräbnis wusste Karim, dass er nicht länger in Damaskus bleiben konnte. Der Krieg hatte schon zu viele Leben gefordert, und ohne seine Eltern hatte er niemanden mehr, der ihm zur Seite stehen konnte. Er wusste nur eins: Er musste fliehen.

Mit dem wenigen Geld, das seine Familie gespart hatte, machte sich Karim alsbald auf den Weg. Zunächst floh er nach Libanon, wo er einige Wochen bei einem alten Freund seines Vaters in Beirut unterkam. Doch Libanon war überfüllt mit Flüchtlingen, und die Lage war instabil. Karim entschied sich, weiterzuziehen.

Als Nächstes konnte er mit einem Boot von Tripolis nach Mersin in der Türkei gelangen. Die Überfahrt war riskant, das Boot überfüllt und das Meer unruhig – aber es gelang und in der Türkei fand er kurzfristig Arbeit auf einer Baustelle, um sich die Weiterreise leisten zu können. Dass er auch hier nicht bleiben konnte war klar – die Türkei bot ihm keine langfristige Sicherheit. Also setzte er seine Reise mit Hilfe von Schleppern fort. Über die Ägäis gelangte er nach Griechenland, in einem maroden Schlauchboot, das in der Nacht beinahe kenterte. In Griechenland verbrachte er einige Wochen in einem Flüchtlingscamp, doch die Bedingungen waren schlecht, und die Behörden waren völlig überfordert. Also zog er weiter, zu Fuß, per Bus, mit illegalen Transporten. Nur weiter. Immer weiter.

Durch Mazedonien, Serbien und Ungarn Richtung Westen. In Ungarn wurde er von der Polizei aufgegriffen und kurzzeitig inhaftiert, doch es gelang ihm aus der Haft zu fliehen. In Österreich konnte er für einige Tage auf einem Bauernhof bleiben, ehe er mit einem Zug nach Deutschland weiterreiste.

In München angekommen, stellte Karim einen Asylantrag. Er wurde daraufhin in eine Unterkunft in Nordrhein-Westfalen geschickt und zum ersten Mal seit langen Wochen hatte er das Gefühl, dass es ihm hier in Deutschland gelingen könnte, sich ein neues Leben aufzubauen.

Erstaunlich schnell lernte er Deutsch, fand Freunde unter anderen Flüchtlingen und engagierte sich in einer Hilfsorganisation.

Der Schmerz über den Verlust seiner Eltern begleitete ihn jeden Tag, aber er wusste, dass sie gewollt hätten, dass er nicht nur überlebt – sondern dass er seinen Weg findet – und nach und nach, wurde Deutschland zu seinem neuen Zuhause – nicht ohne Herausforderungen, aber mit Hoffnung.

Seiner Zielstrebigkeit war es zu verdanken, dass er immer wieder Aushilfs-Jobs angeboten bekam. Dabei gab es keine Herausforderung, der er sich nicht stellte. In jedem dieser Jobs bewies er Geschick und schnelle Lernfähigkeit.

Sein sportlicher Körper, sein gepflegtes Äußeres und allem voran, seine sympathische Art, und der freundliche Umgang mit Menschen, führten ihn dann eines Tages in einen Fitnessclub. Der Inhaber hatte ihn zunächst als Aushilfs – Rezeptionist eingestellt. Nur stundenweise – und immer nur dann, wenn die eigentliche Rezeptionistin aufgrund ihrer Schwangerschaft immer wieder mal kurzfristig ausfiel. Zu seinen Aufgaben gehörten dann die Verwaltung der Abonnements, hier und da mal einen Drink servieren und die Termine mit den Personal-Trainern zu koordinieren.

Schon bald bemerkte Karims Chef, dass sich die Kunden – vor allem die weiblichen – mehr und mehr dafür interessierten, nicht nur Termine von Karin vermittelt zu bekommen, sondern gerne auch von ihm persönlich trainiert werden wollten.

So kam, was kommen musste: Karim zeigte auch hier ein außerordentliches Talent, und schon nach wenigen Wochen hatte er eine beträchtliche Anzahl von Fitness-begeisterten Klienten, die ausschließlich von ihm trainiert wurden. Karim hatte es geschafft. Er hatte sein Talent entdeckt und seine Arbeit gefiel ihm außerordentlich gut. Ein Plan kam ihm in den Sinn und es dauerte nicht einmal zwei Jahre, bis er genug Know how und Kapital angesammelt hatte, um seinen ersten eigenen Fitnesclub zu eröffnen. Zunächst nur im wirklich kleinen Rahmen – aber schon nach wenigen Monaten mit immer mehr Zulauf und treuen Stammkunden. Nach insgesamt fünf Jahren bereits konnte er einen weiteren Club eröffnen und musste sogar Mitarbeiter einstellen.

Als er vor geraumer Zeit zum ersten Mal die Geschwister Venus und Mars traf, war ihm schnell klar, dass er die beiden in jeder Hinsicht unterstützen wird. Er wollte den beiden bei ihrer Suche nach ihrem eigenen Weg behilflich sein und Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Jetzt war der Moment gekommen, um mehr als nur mit Worten zu unterstützen.

Venus war bereits 20 Minuten vor der verabredeten Zeit am Club angekommen. Sie ging allerdings nicht hinein, sondern lief unschlüssig und erwartungsvoll auf dem Gehweg hin und her, als Karim um kurz vor zwölf mit seinem Sportrad ankam. Auf dem Rücken einen Rucksack mit den aufgedruckten Buchstaben „GoPro Hero 12 Black“.

„Wollen wir drinnen auf Mars warten?, schlug Karim vor, als er Venus‘ Nervosität benerkte. Sie nickte nur und folgte Karim in sein Büro. „Hey! – Was ist los mit Dir? Du machst ein Gesucht, als wärest Du völlig verkatert“, versuchte er ihre offensichtliche Unsicherheit mit Gute-Laune-Stimmung zu verbessern. Venus jedoch schien gedanklich irgendwie völlig abwesend zu sein. Sie starrte mit versteinertem Blick aus dem Fenster, darauf hoffend, dass ihr Bruder ihrer Verabredung auch wirklich folgen würde. Es wäre schlieslich nicht das erste Mal, dass Mars einen wichtigen Termin verpennt, weil ihm wieder mal „Wichtigeres dazwischen gekommen war“. Das waren dann solche Begebenheiten wie ein scheinbar herrenloser Hund, der ihm zuuufällig über den Weg gelaufen war und um den er sich erst mal hatte kümmern müssen – oder eine Demo gegen den Abriss eines denkmalgeschützten Gebäudes in seinem Wohnviertel, der er sich spontan anschloss. Spontanität – ja das war es! Wie oft hatte ihr lieber Bruder sie schon damit zur Verweiflung gebracht, dass er sich – gänzlich uneigennützig – aber immer seinen persönlichen Moralvorstellungen folgend, gerne und vor Allem kämpferisch, einspannen ließ.

Gerade kam ihr eine Situation in den Sinn, die sie persönlich miterlebt gatte, als ihr Bruder sich in den erbitterten Streit ein jungen Mutter mit ihrem etwa vierjährigen Sohn einmischte, als sie an einem Spielplatz vorbei schlenderten. Mars hatte sich spontan zum Anwalt des kleinen Jungen gemacht, weil der partout nicht bereit war, der energischen Aufforderung seiner Mutter zu folgen und jetzt endlich mit ihr nach Hause zu gehen. Die Gedanken zauberten ein Lächeln auf ihre Lippen – als sie ihren Bruder – nur leicht verspätet – auf den Fitnes-Club zukommen sah. Sie winkte ihm vom Fenster aus zu und machte damit klar, dass er sich doch ein wenig beeilen solle.

Als Mars das Büro betrat, in dem Karim und Venus schon auf ihn warteten, schoss Karim auch sofort los: „ Guten Morgen Mars! Nein, – es ist ja schon nach zwölf – also hallo mein Freund! Ich will gar nicht lange drum herum reden. Venus hat mir bereits alles erzählt. Deine Pläne sind gewaltig – aber nicht unmöglich. Nichts im Leben, darf man für unmöglich halten, wenn man seine Ziele erreichen will. ich weiß von was ich spreche. Du hast einen Plan, obwohl ich vermute, dass du dein Ziel noch gar nicht so genau kennst. Aber das spielt in dieser Phase keine Rolle. Du möchtest die Reise jetzt antreten? Bitte schön! Mach es! Ich möchte dir allerdings zu Beginn dabei behilflich sein, damit du deinen Weg nicht so beschwerlich beginnen musst, wie es mir geschehen ist.“

Mars schien ziemlich verdattert. Was geht denn hier ab? – rauschte es durch seinen Kopf, als er dem wortgewaltigen Monolog Karims mit großem Erstaunen folgte. Was? Ja – was genau – hatte Venus erzählt. Ja! – Er wollte nach Kanada. Aber dazu musste natürlich zunächst mal das nötige Kleingeld her. Außerdem galt es, seine Fotoausrüstung noch weiter auszubauen. Für das, was er vorhatte, war es nicht damit getan, eine – zugegeben – hochwertige Spiegelreflexkamera zu besitzen. Er benötigte nach spezielle Objektive und vor allen Dingen auch ein transportables Equipment für die Audio – Anforderungen. Er wollte schließlich nicht nur hoch professionelle Foto – und Videoaufnahmen von seinen geplanten Expeditionen machen, sondern auch exzellente Ton – Mitschnitte. Er wusste: Bild und Ton müssen eine starke Einheit bilden, um Zuschauer am Ende wirklich zu überzeugen.

„Mars! Hörst du mir überhaupt zu?“ – Karim wurde ernst, als er merkte, dass der Angesprochene offensichtlich in seinen eigenen Gedanken schwelgte.

„Du kannst ja nicht einfach so mal eben los ziehen. – ohne einen Cent in der Tasche. Und darüber hinaus benötigst du natürlich eine gewisse Ausstattung, um deine Pläne in die Tat umsetzen zu können“, führte Karim weiter aus, als hätte er gespürt, welche Fragen sich Mars da gerade eben selber gestellt hatte. „Ich bin vor gut zehn Jahren mit „so gut wie nichts“ aus Damaskus fort gelaufen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was es bedeutet, am Morgen nicht zu wissen, wo du am Abend landest und von was du dich in der Zwischenzeit ernähren sollst. Und doch hast du das Gefühl, dass du diesen Weg jetzt gehen musst. Nichts kann dich aufhalten. Zurückblickend staune ich selber darüber, dass ich diese Kräfte aufbringen konnte, obwohl ich manches Mal der reinen Verzweiflung nahe war.“ Karims Stimme wurde mit dem letzten Satz so leise, dass sich beide Geschwister anstrengen mussten um die Worte zu verstehen.

Mit einem plötzlichen Ruck fand Karim wieder zurück in seine zielgerichtete Form. Seine Augen erlangten wieder dieses Strahlen, diese unbändige Zuversicht, die es braucht um weiterzukommen – ja – um das eigene Schicksal positiv zu beeinflußen – sein Glück in die Hand zu nehmen.

„Wenn du willst, dann kannst du schon in 3-4 Wochen aufbrechen!“, Nachdem er diesen Satz ausgesprochen hatte, sah er Mars erwartungsvoll und intensiv in die Augen.

Mars hingegen blinzelte. Für einen Moment glaubte er, dass er diesem Blick nicht standhalten konnte. Was hatte Karim da eben gesagt? Woher nahm er die erforderlichen Informationen. Woher sollte er wissen, wohin genau die Reise gehen sollte und was dafür erforderlich war und auch diese Gedanken schien sein Freund aus Syrien längst erraten zu haben. Er fuhr nämlich ohne zu zögern fort und sagte: „Natürlich kenne ich nicht Deine genauen Pläne. Ich kenne weder die Leute, die Du treffen wirst – oder willst – noch den genauen Endpunkt und das Ergebnis Deiner Expedition. Aber ich weiß einfach, dass Du den unbedingten Willen hast, jetzt endlich „Dein Ding“ zu machen.“

Karim setzte sich in einen der herumliegenden Sitzsäcke aus grobem Jute-Stoff. „Normale Sitzmöbel“ oder eine typische Büroeinrichtung im Tec-Design, wie man sie vielleicht im Office eines Fitness-Centers erwarten würde, waren nun mal nicht „Sein Ding“.

„Komm her! Setz Dich mal zu mir – ich meine – zu UNS“ korrigierte er sich sofort, weil Venus es sich schon längst auf der alten – zu Dekozwecken aufgestellten – Gymnastik-Bank mit „Skai-Leder-Auflage“ aus dem vergangenen Jahrhundert bequem gemacht hatte.

Mars zog sich den Sitzsack mit den zahlreich aufgedruckten National-Flaggen heran und fleetzte sich hinein. Erwartungsvoll sah er zwischen Union-Jack, Star Sprangelt Banner und bezeichnenderweise der „Maple Leaf Flag“ – der rot-weißen Kanadischen Flagge mit dem Ahornblatt – in die Runde.

„Ich kann Dir lediglich den Start für Dein Abenteuer erleichtern“, philosophierte Karim weiter, „und ich hab‘ mich mal schlau gemacht, was ein Flug von Frankfurt nach Winnipeg, Manitoba kostet. Wenn Du im Mai beispielsweise fliegst, dann kommst Du durchaus mit circa 750 Euro aus und – bei nur einem Zwischenstop – in knapp 15 Stunden dort an. Schwieriger wirds dann, nach Churchil weiter zu kommen. Die kleinen Charter-Jets sind dreimal so teuer, wie die Flugstrecke über den Atlantik. Aber es gibt eine finanzierbare Zugverbindung.“

Mars kam aus dem Staunen überhaupt nicht mehr heraus. Wie hatte Karim das alles – in so kurzer Zeit – eruieren können? Er hatte doch erst gestern von seinem Vorhaben erfahren haben können – denn gestern erst hatte sich Mars doch seiner Schwester offenbart.

Karim berichtete indes unbeirrt weiter von seinen Recherchen. „Die Zugreise wird nicht ohne sein!“ konstatierte er, „sie wird drei Tage dauern – und zwar nicht im bequemen Schnellreisezug mit Schlafwagen. Wenn Du dann endlich angekommen bist, dann musst Du auf eigene Faust weiter. Ich weiß nur soviel, dass es dort im Sommer jede Menge Jobs gibt, durch die man sich sehr gutes Geld verdienen kann. Der Hafen von Churchil ist ein riesiger Umschlag-Platz für Mais – und junge Männer, die richtig anpacken können, werden da immer gesucht.“

„Aber…“ – versuchte Mars den Redeschwall zu unterbrechen – hatte jedoch keine Chance. Karim hatte sich „in Schwung geredet“. Man merkte ihm an, dass er selber eine große Abenteuerlust- allein schon bei der gedanklichen Beschäftigung mit einer solchen Expedition, Polarbär-Forschung sowie der eisigen Welt der Eskimos über die Maße verspürte.

„Du wirst wahrscheinlich auf eine ganze Reihe von Deutschen treffen, die dort regelmäßig für die kurze Zeit, wenn nicht alles dort von Schnee und Eis überdeckt ist, in Churchil arbeiten. Ich schätze mal, dass es Dir gelingen wird, in einem der dort aufgestellten Container wohnen zu können. Das musst Du Dir so ein bisschen vorstellen, wie in einer WG auf engstem Raum. Auf keinen Fall luxuriös – aber zweckmäßig – und“, jetzt hob Karim ermahnend den Zeigefinger, „vor allen Dingen bezahlbar.“

Erneut versuchte Mars das Wort zu ergreifen – aber auch diesmal gelang es ihm nicht. Karim war noch nicht fertig mit seinen Ausführungen und holte zum Paukenschlag aus: „ Mars – pass auf – ich will‘s kurz machen“, behauptete er. Dabei nahm er einen Briefumschlag aus der Innentasche seiner Jacke und zog den Rucksack mit der Aufschrift „GoPro Hero 12 Black“ etwas näher an sich heran.

„Hier ist ein Briefumschlag mit Bargeld. Mehr als 1500 Euro konnte ich nicht zusammenbringen. Aber dafür kannst Du Dir das Flugticket sichern und auch die Weiterreise mit dem Zug bezahlen. Ein bisschen wirst Du bestimmt selber schon angespart haben.“

Mars traute seinen Ohren kaum. Seine Hände schlossen sich zu Fäusten und er drückte seine Fingernägel tief in seine Handballen. Tränen schossen in seine Augen. Die Zuneigung, das in ihn gesetzte Vertrauen, diese Wertschätzung, die Tatsache, dass es Menschen gab, die an ihn glaubten, Karims Worte und das tränenüberströmte Gesicht seiner Schwester Venus übermannten ihn vollends. Als sein erneuter Versuch, etwas auf Karims Monolog zu erwidern, zum dritten mal scheiterte, war es auch um den Syrer geschehen. Als der ihm das letzte As, das er vorbereitet hatte präsentierte, hatte auch Karim glasige Augen.

Er öffnete den Rucksack und zog ein relativ kleines Paket mit der Aufschrift „Hero 12 Black“ hervor.

„Hier!“ sagte er, „das hatte ich schon vor ein paar Wochen für Dich besorgt – obwohl ich da noch gar nichts von Deinen Plänen wußte. Nur, dass Du ja bald Geburtstag hast. Na ja – und da so ein Geburtstag ja NUR ein angekreuzter Tag im Kalender ist – ist es doch egal, wann das Geschenk übergeben wird. Die Hero 12 Black ist die kleinste, erhältliche Video-Kamera für extreme Bedingungen – mit wasserdichtem Gehäuse. Auch bei außergewöhnlichen Minus-Temperaturen, liefert das kleine Ding fantastische Ergebnisse – nicht nur in 4-K Qualität sondern in High Dynamic Range für Videos + Fotos.

HDR eignet sich hervorragend für Umgebungen, in denen es sowohl Schatten als auch helles Licht gibt, denn es fängt die feinen Details der Szene ein, die normalerweise in der Dunkelheit der Schatten verschwinden oder in den hellen Bereichen deiner Aufnahmen untergehen würden. Das Ergebnis sind besonders dynamische Aufnahmen mit lebensechten Farben und Details.

Unglaubliche Bildqualität: Mit 5,3K Videos, die eine 91 % höhere Auflösung als 4K und eine unglaubliche 665 % höhere Auflösung als 1080p bieten. Junge! Mit gestochen scharfen Details und kinoreifer Bildqualität in einer Auflösung von 27 Megapixel.

Und mit der dazugehörigen App kannst du außerdem atemberaubende 24,7-MP-Fotos deiner besten Clips aus deinen Videos extrahieren“, schloss er seinen engagierten Vortrag ab.

„Sag mal – hast Du das alles auswendig gelernt?“, kam Mars nun erstmalig auch mal dazu sich zu äußern. „Das alles hast Du – eh – habt Ihr – für mich….“ begann Mars zu stammeln, weil die Erkenntnis, dass dies alles offenbar KEIN Traum war ihm die Fassung raubte.

„Na ja“ – kamen die nächsten Worte von Karim nun auch etwas holprig über seine Lippen – „ein paar heizbare Akkus – also ich meine spezielle Kälte-Akkus, wetterfeste Mikros, Schutzgehäuse und isolierte Taschen habe ich heute Morgen noch besorgen können.“

Für eine geraume Zeit war es still im Raum. Keiner der drei Anwesenden sagte mehr ein Wort. Erst als die Stille fast unerträglich wurde, gab sich Venus einen Ruck und sagte an ihren Bruder gerichtet: „Du kannst Dir vielleicht vorstellen, dass mich Dein Wunsch, Deine Entscheidung fast um den Verstand bringt. Aber für mich ist es wichtig, dass es DIR gut geht. Und wenn Du jetzt diesen Weg gehen willst – ALLEIN – dann werde ich das akzeptieren. Nur eine Bitte habe ich an Dich! Lass mich an Deinem Leben und an Deinen Erlebnissen teilhaben. Wir schreiben das 21. Jahrhundert und Internet gibt es auch in der Region des Arktischen Ozeans. Bitte schreibe mir so oft es geht. Schick‘ mir Deine Fotos, Deine Videos und teile mit mir Deine Erlebnisse. Ich werde immer bei Dir sein!“

Mit dem letzten Satz sprang sie auf und verließ schluchzend den Raum

Karim und Mars schauten sich hilflos an – ließen Venus aber gehen, ohne sie zurück zu halten. Das Abenteuer sollte beginnen.

Karim und Mars trafen sich in den Folgetagen regelmäßig. Karim wollte einfach mehr darüber erfahren, wie Mars auf die Idee gekommen war, seinen Traum ausgerechnet in der Arktis zu starten. Dabei rechnete er sich aus, dass er durch diese Gespräche vielleicht noch die ein- oder andere Idee mitentwickeln konnte, um Mars‘ Pläne zu unterstützen – bevor er den Jungen gehen lassen musste.

„Wann hast Du eigentlich das erste Mal darüber nachgedacht nach Kanada zu gehen – und wie bist Du überhaupt darauf gekommen?, war seine erste Frage.

Mars grinste breit. „Du wirst es nicht glauben, aber es war Knut, durch den ich auf das Thema Polar-Bären und einen Zusammenhang mit unserer Klimakrise gestoßen bin.“

„Knut?“ – Karim schaute ungläubig – „Wer zum Teufel ist Knut?“

„Na das Eisbären-Baby, das damals – ich glaube 2007 – im Berliner Zoo geboren wurde. Das ging doch damals schon durch die Weltpresse. Jeder hatte davon gehört – auch ohne Insta und TikTok. War das etwa in Damaskus kein Thema?, schaute er zweifelnd.

Karim schüttelte mit dem Kopf. „Genau das, was Du jetzt machst, hat das Eisbärenkind nach geraumer Zeit auch angefangen. Kopfschütteln ist allerdings auch das Einzige was MIR einfällt, wenn ich darüber nachdenke.“ Mars‘ Stimme wurde immer aufgeregter. „Zuerst war es einfach nur eine „süße Sensation“ – das Eisbären-Baby. Aber schon nach kurzer Zeit war das öffentliche Interesse wieder verschwunden. Als das süß-kindliche verloren ging und Knut heranwuchs, stellten sich bald die ersten Verhaltensstörungen ein. Ständiges Wackeln mit dem Kopf zum Beispiel. Die Zoobesucher lachten fröhlich, wenn Knut ihnen scheinbar zuwinkte – aber Eisbären winken nicht. Es muss also andere Gründe dafür geben. Vielleicht die Temperaturen in Berlin. Im Sommer hat es in der Hauptstadt gerne mal über dreißig Grad – Karim! das ist pures Gift für Polarbären! Eine Riesen-Qual!“ Mars ereiferte sich immer mehr.

„Ich habe dann diesen Dokumentarfilm von Hannes Jaenicke über Klimaveränderung gesehen und da wurde dann auch erklärt, wie sehr die immer geringer werdende Population der Polarbären davon betroffen ist. Karim ich MUSS dahin! Ich will mit eigenen Augen sehen was da abgeht. Weißt Du – ich denke nämlich, dass ich die Studien von dem deutschen Forscher und Wissenschaftler Matthias Breiter auf meine Art in kurzen Clips dokumentieren könnte. Die Kids heutzutage schauen sich oft keine stundenlangen Filme zu wichtigen Themen an. Aber kurze Clips auf Social Media! Ich glaube fest daran, dass ich meine Generation so erreichen kann – und sie sich dazu bewegen lassen, selber etwas für unsere Umwelt zu tun.

Die Gedanken gefielen Karim. Dennoch hatte er Zweifel zur Finanzierbarkeit. „Wenn Du Dich intensiv mit der gesamten Entwicklung da in der Arktis beschäftigen willst, dann braucht es jede Menge Zeit. Ich stelle mir vor, dass Du vielleicht ein ganzes Jahr – oder sogar noch länger in der Region leben müsstest“, gab er zu bedenken. „Wie willst Du das finanzieren? Oder hast Du vielleicht schon einen Sponsor? Eine Umweltorganisation? Einen Font aus dem Du schöpfen kannst?“

Mars hatte mit dieser Fragestellung schon gerechnet. Trotzdem konnte er nur mit einem „Nein!“ antworten. „Aber ich bin sicher, dass ich Unterstützung finden werde. Es gibt IMMER eine Lösung! Das hast Du selber gesagt.“ erwiderte er trotzig.

„Übrigens! Die Schnee- und Eisfreie Zeit in Churchill ist im Juni, Juli und August. Im September geht‘s dann normalerweise los mit den arktischen Temperaturen. Wenn ich also noch ein paar Dollar als Hafenarbeiter verdienen will, dann muss ich mich schon sputen. Hab‘ ich Dir eigentlich schon meinen Abflug-Termin genannt?“ grinste Mars schelmig.

„Ich fliege am 17. Mai – das ist in einer Woche.“

Liebe Venus, liebes Schwesterherz,

Es ist Samstag, der 25. Mai und ich bin tatsächlich in Churchill/Manitoba angekommen. Die Flugstrecke – erstmal nach Toronto, dann weiter nach Winnipeg war eine leichte Übung. Die Zugreise von Winnipeg nach Churchill hingegen war ein einzigartiges Erlebnis durch die beeindruckende Landschaft des Nordens und zwar ganz ohne Umstieg.

Ich bin am 19. Mai mittags in den Zug gestiegen und am übernächsten Tag in Churchill bereits um 9 Uhr morgens angekommen. Ich war also nur zwei Tage – und nicht wie ich dachte – drei Tage unterwegs.

Auch der Preis war überschaubar – 183 Kanadische Dollar – in Euro sind das ungefähr 170. Die Sitze bequem und verstellbar, so dass ich auch schlafen konnte. Allerdings musste ich mich selber verpflegen. Kein Speisewagen an Bord. Aber ich war vorbereitet und hatte genug zum Essen und trinken dabei.

Ich sitze gerade im „Lazy Bear Café“ weil es hier W-Lan gibt. Der Name passt. Die Bären, von denen ich ja hoffe, dass ich sie hier endlich antreffen werde sind nirgendwo zu sehen. Wahrscbeinlich liegen sie noch „lazy“ irgendwo im Hinterland und warten faul darauf, dass der Winter endlich einbricht.

Das Lazy Bear Café ist Teil der Lazy Bear Lodge und hat das legendäre „Gypsy Café“ abgelöst, das vor ein paar Jahren völlig abgebrannt ist.

Die Einrichtung des Cafés besteht aus handgefertigten Holzmöbeln. Ich fühle mich wohl hier. Die Atmosphäre ist wirklich klasse. Ein großer nordischer Kamin im Café lässt hoffen, dass es hier auch bei extremen Minus-Temperaturen auszuhalten ist.

Jetzt hoffe ich, dass ich hier in der zugehörigen Lodge einen Job bekomme. Vielleicht an der Rezeption oder auch in der Küche. Die Speisekarte ist übrigens sehr bemerkenswert! Hier wird Elch zubereitet und Manitoba-Bison. Nichts für mich.

Etwas abgeschreckt hat mich auch die Tatsache, dass hier ganze Eisbärfelle – mit Kopf – auf dem Boden liegen und an der Wand angebracht sind. Ziemlich schaurig.

Die Preise für eine Unterkunft sind ziemlich happig. Ich habe für den Anfang ein kleines Zimmer über Airbnb gefunden. Kostet mich 70 Euro pro Nacht. Das kann ich natürlich auf Dauer nicht bezahlen – aber ich werde schon etwas preiswerteres finden.

So – jetzt hoffe ich, dass ich schon bald Matthias Breiter treffen kann und das der mir so viel an Informationen liefern kann, wie ich benötige, um recht bald meine ersten eigenen Erfahrungen und Bilder sammeln zu können.

Mach Dir keine Sorgen um mich. Es geht mir gut und es ist ein unglaublich tolles Gefühl frei zu sein.

Dein Bruder Mars

Im Anhang an seine e-mail fügte Mars noch ein Selfie bei, das ihn vor dem Lazy Bear Café zeigt und auf dem er selbstbewußt den Daumen seiner rechten Hand hoch hält.

Der nächste Tag – und auch die Folgetage – schienen seine Glückstage zu sein. Jens Pohlmann, ein junger, kräftiger Typ aus Jena, der schon zum wiederholten Mal in den Sommermonaten hier im Hafen von Churchill immer wieder Jobs bei den Verladearbeiten von Mais angetreten war, hatte Mars einfach mitgenommen zu seinem aktuellen Vorarbeiter und der hatte Mars kurzerhand und völlig unbürokratisch eingestellt.

Unbürokratisch auch mit Blick auf die Bezahlung. Mars bekam ganze 18 kanadische Dollar pro Stunde – schwarz! Gemessen daran, dass ein „offizieller Hafenarbeiter“ je nach Qualifikation und Erfahrung zwischen 20 und 30 Dollar pro Stunde bekommen konnte, waren die 18 Dollar – cash auf die Hand – für den Anfang echt okay.

Es gab Tage, lange Tage, da schuftete er bis zu zwölf Stunden und fiel nach getaner Arbeit hundemüde in sein schmales Bett. In der Zwischenzeit hatte er nämlich eine deutlich billigere Unterkunft in einem der Container gefunden, in dem die meisten der Hafenarbeiter hausten. Ein Mini-Raum mit Bett, einem kleinen Tisch und einer kleinen Koch-Ecke. Sein Glück war dabei allerdings noch, dass sein Container über eine zwar winzige – aber immerhin nur für ihn bestimmte Nass-Zelle mit Toilette verfügte.

So gingen Tage und Wochen ins Land. Mars war getrieben von dem Bedürfnis, möglichst viel Geld zusammenzusparen, um auf den Herbst vorbereitet zu sein, wenn das Eis urplötzlich kommen sollte. Dann nämlich würde der Hafenarbeiter-Job gänzlich wegfallen und er würde – ohne ein Einkommen zu haben – vom Ersparten leben müssen, während die ersehnten Expeditionen stattfänden.

Den Kontakt zu Mathias Breiter hatte er zwar inzwischen hergestellt – zu einem persönlichen Treffen war es aber bislang nicht gekommen, weil der Biologe und Wissenschaftler sich wegen noch anderer Projekte als seiner Polar-Bär-Forschung, zurzeit nicht in der Region um Churchill aufhielt.

„Sobald der Kälteeinbruch beginnt“ – so schrieb Breitner in einer Mail an Mars -„also voraussichtlich Ende September, werde ich da sein – und mit mir werden die ersten Eisbären kommen. Total abgemagert, weil die den ganzen Sommer nichts essen und auf das Eis warten. Polar-Bären ernähren sich nur von Ringelrobben. Die können sie wiederum nur an ihren Atemlöchern im Eis erwischen, wenn die Robben dort kurz zum Atmen auftauchen. Nur so bekommen die Eisbären das Fett, dass sie brauchen, das sie sich im Winter anfressen, um den Sommer zu überstehen. Wenn das Eis dann nicht pünktlich kommt – und durch den Klimawandel hat sich dieser Zeitpunkt inzwischen schon mitunter um mehrere Wochen nach hinten verschoben – kommen die Bären auch den besiedelten Orten immer näher. Mit ihrem unglaublichen Geruchssinn, wittern, die Tiere jede Art von Fett und lecken sogar Servolenkungs-Flüssigkeit von geparkten Fahrzeugen oder auch Motoröl.

Wenn die Café-Betreiber in Churchill auch nur das Geringste an fettigen Abfällen in den Müll schmeißen, dann lockt das die Eisbären unweigerlich an und dann kann es passieren, dass so ein Koloss den Anbau des Cafés aufbricht und dort alles verwüstet um an das wohlriechende fettige Zeug in den Mülltonnen zu gelangen. Es ist kaum vorstellbar – aber die Tiere brechen sogar Stahltore auf, um an etwas Fressbares zu gelangen.“

Jetzt war es schon Mitte Oktober und immer noch nicht, war das Eis angekommen. Zu sehen war nur offenes Meer. Mathias Breiter, der inzwischen wieder in Churchill zurück war, hatte Mars an verschiedene, entlegene Strände geführt, wo schon die ersten Polar-Bären nervös auf- und ab liefen. Zuerst nur zwei- drei Exemplare, doch schon bald waren es acht oder neun.

Ein erbarmungswürdiges Bild, das sich Mars da bot. Man spürte wie die gewaltigen Bären, die jetzt augenscheinlich abgemagert waren, auf das lebensrettende arktische Eis warteten.

Bei seinen Film- und Fotoaufnahmen der Bären fiel Mars ein Männchen auf, das Anstalten machte dem erwarteten Eis entgegen zu schwimmen – obwohl es noch nicht einmal sichtbar war. „Männchen – was für ein eigentlich unpassender Begriff für das fast zwei Meter fünfzig messende Exemplar“, dachte er noch bei sich, als das Tier sich ins Meer begab. Mars verband den Anblick zunächst mit der Annahme, dass der Bär nur etwas schwimmen wollte und verfolgte das Geschehen mit dem größten Zoom-Objektiv, dass ihm zur Verfügung stand.

Nur der Kopf schaute noch aus den Wellen und der Eisbär schwamm – im rechten Winkel zum Ufer – schnurstraks in Richtung offene See. Es musste die pure Verzweiflung gewesen sein – aber nach einer Weile war der weiße Punkt des durchaus guten Schwimmers – aber eben auch nur Kurzstreckenschwimmers – selbst durch das starke Objektiv der Kamera nicht mehr zu erkennen.

Mars wurde sehr still und mochte sich nur schweren Herzens mit dem Gedanken vertraut machen, dass der Polarbär das Eis wahrscheinlich doch nicht erreicht haben konnte und mit Sicherheit ertrunken sein musste.

Irgendwann – so nach drei bis vier Wochen kam dann endlich der rasante Temperatursturz auf gut und gerne 35 Grad minus und damit auch das Eis. Das war der Moment, in dem die Eisbären sofort verschwanden um in der unendlichen weißen Weite auf die Jagd zu gehen.

Von diesem Zeitpunkt an tritt um die Hudson Bay alljährlich auch ein weiterer Effekt ein: Die Eisbär-Touristen kommen!

Große, beheizte Container, die auf riesigen Tiefladern mit Mannshohen Profil-Reifen transportiert werden und in die größere Menschengruppen von bis zu dreißig Personen passen, machen sich auf den Weg. Scheinbar auf der Suche nach den Polar-Bären irgendwo da draußen in der Eiswüste. Dabei verlassen sich die Organisatoren nicht allein auf die Hinweise der Ur-Einwohnen der kanadischen Arktis, die Inuit, um die Tiere aufzuspüren. EInige „clevere“ Reiseleiter legen rücksichtslos und unbemerkt von den Touristen, Geruchs-Köder aus. Eine einfache, geöffnete Dose Thunfisch beispielsweise auf der Kühlerhaube des Trucks aufgestellt reicht aus, um die hungrigen Bären anzulocken. Sobald sich ein „Nanuk“, wie der Eisbär in der Sprache der kanadischen Eskimos, der Inuit genannt wird, den Touristen nähert, beginnt ein regelrechtes Maschinengewehr-Geräusch durch das zigfache Auslösen der Automatik ihrer Kameras. Die sonst eigentlich menschenscheuen Tiere müssen sich mehr und mehr an solche „Überfälle“ gewöhnt haben. Die Foto-Jagd auf sie, kennen die Polar-Bären inzwischen auch von Helicopter-Touristen.

Das erschütternste Erlebnis jedoch, welches Mars einmal sogar live miterleben musste war die Jagd auf einen Eisbären – nur aus Gründen der Trophäensammlung. Dabei sind solche Jagd-Expeditionen nicht selten im Gebiet der Inuit. Ohne jedes Verständnis dafür, musste Mars erfahren, dass einige der Inuk, so lautet die Singular-Bezeichnung der Inuit, ihre Lizenzen, die sie berechtigen, Eisbären zu jagen – an Großwildjäger in aller Welt verkaufen.

Da buchen diese wohlhabenden „Auslandsjäger“, wie sie auch genannt werden, in ihrem Heimatland die Reise nach Kanada – und werden – dort angekommen – von einem Inuk ge-guided. Bewaffnet mit High-Tec Gewehren und auf rasanten Snow-Mobilen

Die legale Jagd auf Eisbären ist ein völkerrechtlich verbrieftes Recht der Inuit auf die nachhaltige Nutzung ihrer natürlichen Ressourcen. „Eisbär-Jagd ist wesentlich für die Inuit-Identität“, heißt es in amtlichen Dekreten. Trophäensammler aus Europa beispielsweise, zahlen bis zu sechzigtausend Dollar für den garantierten Abschuß eines ausgewachsenen Eisbären.

Während die USA die Einfuhr des Felles mitsamt präpariertem Kopf verbieten, ist es – mit dem Nachweis der Inuit-Lizenz – ohne Probleme möglich die Überreste des geschossenen Bären nach Deutschland einzuführen. Und zwar mit der Bezeichnung „Dekorations-Objekt“ oder als „Haushaltsware“.

Mars fiel beim Zusehen, als ein selbsternannter Jäger aus Deutschland, bezeichnenderweise – oder ironischerweise aus der Oberpfalz den finalen Schuß abgab, die Situation ein, als er damals seinen Vater erbittert aufgefordert hatte den Rasenroboter zum Wohle der verletzungsgefährdeten Igel in ihrem privaten Garten zu eliminieren.

Er war an einem entscheidenden Punkt angekommen. Die Frage, wie er mit solchen Erlebnissen mental umgehen sollte, schien für ihn unbeantwortbar. Auf dieFrage, ob er es zulassen konnte, dass ein Tier grundlos niedergestreckt wurde – um der Trophäe willen – und der Rest des Körpers achtlos in der Wildnis zurückgelassen wurde, hatte er jedoch eine klare Antwort: NEIN! Das durfte nicht sein.

Er brauchte jetzt jemanden, dem er sein Herz ausschütten konnte. Er brauchte jetzt seine Schwester, den Rat eines vertrauten Menschen.

Hier die ersten neun Kapitel als PDF runterladen

DAS ZIEL – im März 2026 das fertige Buch in den Händen zu halten

Der Roman wurde im Rahmen der lit.COLOGNE 2025 von Henning Krautmacher und Oliver Gritz auf einer Lesung vorgestellt. Bis zum März 2026 sollen mindestens neun weitere Kapitel fertig sein und dann auf der nächsten lit.COLOGNE vorgestellt werden.

Damit dieses ehrgeizige Ziel erreichbar ist, ist eure Unterstützung erforderlich!

VENUS UND MARS - Geh Deinen Weg!

DAS HÖRBUCH

Die ersten neun Kapitel als Hörbuch – direkt hier zum Anhören. Gelesen von Henning Krautmacher.

DIE INITATOREN

Henning Krautmacher und Oliver Gritz – beide sind im Vorstand von Run & Ride for Reading, der sich für die Einrichtung und Förderung von Leseclubs an Kölner Schulen einsetzt.

Henning Krautmacher

Henning Krautmacher

Henning Krautmacher – ehemaliger Sänger der „Höhner“, Schauspieler, Moderator und Buchautor.  Vorsitzender und Botschafter Run & Ride for Reading.

Oliver Gritz

Oliver Gritz

Oliver Gritz – Unternehmer und Buchautor. Gründer und Vorsitzender von Run & Ride for Reading.

DEIN BEITRAG

Jetzt bis du dran – schreibe zusammen mit Henning Krautmacher und Oliver Gritz den Roman weiter!
Reiche hier Deine Ideen – egal ob kurze Stichworte, ganze Kapitel oder auch Fragen – an die beiden ein.
Dazu kannst Du das Formular rechts verwenden oder eine Mail an
venus-mars@run-ride.com schicken.
Wir melden uns dann bei Dir und sagen Dir, wie es weitergeht.

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Venus und Mars ist ein Projekt von Run & Ride for Reading e.V. . Dieser richtet seit 2009 Leseclubs an Schulen im Großraum Köln-Bonn ein, um die Lern- und Lesefähigkeiten von Kindern und Jugendlichen nachhaltig und effizient zur fördern. Mit der Finanzierung eines Leseclubs, der Teilnahme an unseren Events oder einer Spende leisten Sie einen wichtigen Beitrag für Bildung an Schulen in Ihrer Region. Firmen können mit der Unterstützung von Leseclubs Ihre unternehmerische Sozialverantwortung sehr effektiv umsetzen.